„Boléro“ - Pinselkunst in Aquarell & Oel
Statement zur aktuellen Ausstellung im Atelier INDIGO in Schlieren vom 27. – 29. November 2015
Boléro in Farbe
Bei Boléro denken viele an das grossartige Musikalische (Kunst)-Werk von Maurice Ravel. Ich gestehe, Boléro ist mein absoluter Favorit, wenn es darum geht, mich zu einer klassischen Musikrichtung zu bekennen. Vielleicht deshalb, weil da ein grosses Feuer mit im Spiel ist. Ein Feuer, welches ich auch heute noch nach Jahren des künstlerischen Schaffens bei jedem Bild welches unter meiner Hand entsteht, in mir spüre. Zur Nachfolge reiche ich gerne die Definition des Boléros:
„Als erster Boléro gilt "Tristeza", komponiert 1883 von José "Pepe" Sánchez (1856–1918), der als stilbildender Musiker der traditionellen kubanischen Trova angesehen wird. Ein typischer Bolero besteht aus zwei vier- oder fünfhebigen Vierzeilern, die jeweils ihre eigene, zwei Zeilen umfassende und dann wiederholte Melodie haben. Der zugrundeliegende Rhythmus war ursprünglich der Cinquillo des Danzón. Heute hört man meistens eine Variante des Beguine. Der dazugehörige Tanz ist die Rumba, wenn der Bolero nicht mit anderen Rhythmen wie Mambo oder Chachacha gemischt wird.“
Wenn mir jemand widersprechen möchte, dass ein malerischer Arbeitsprozess eines Aquarell oder Oelbildes nichts mit oben erwähntem Vergleich zu tun hat, so möge er das gerne tun. Ich denke aber, es werden wohl die meisten dazu schweigen. Wer an malen ganz allgemein und aquarellieren im Besonderen denkt, bringt nicht automatisch einen Vergleich mit Musik in Zusammenhang. Und trotzdem, so finde ich, sind da gewisse Aehnlichkeiten oder „Zwischentöne“ vorhanden.
Ich möchte nun versuchen, die sogenannten musikalischen zwei, -vier - oder fünfhebigen Vierzeiler welche ihre ganz eigenen in zwei Zeilen umfassenden wiederholenden Melodien haben, in meiner eigenen, farblicher Sprache umzusetzen. Daraus entstehen dann eben, zwei, - vier- oder fünfhebige Vierzeiler auf Papier oder Leinwand, - in mehrschichtiger Lasur, welche sich in umfassender Wiederholung eigener, immer intensiver werdenden Farbmelodien präsentieren werden. Handgemacht, mit bester Pinselführung!
Temperamentvolle Pinselkunst
Die Kreativität der Kunst versteckt sich im Pinsel . Zum einen muss man als Maler etwas von Grund auf erlernen, was noch vor der Auseinandersetzung mit den Farben passieren sollte. Ich spreche von der Pinselführung. Niemand der beginnt zu malen ist sich des Schweregrades dieses Themas bewusst. Jedoch in fast keiner anderen Technik wie in der Aquarellmalerei haben Pinsel eine so grosse und bedeutende Rolle. Denn nichts passiert einfach so, - der Pinsel spielt für den Erfolg eines gelungenen Werkes eine sehr grosse Rolle. Und jeder Betrachter wird das bestätigen können.
Pinsel sind also nicht nur zum Flächen decken da, sie können anmutig übers Papier gleiten, zarte Striche setzen, breite Flächen anlegen, sprunghaft einen symphonischen Farbentanz aufführen, sanft, leicht, genauso wie temperamentvoll, furios, ansatzweise oder ganzheitlich farbige Energie versprühen und bis zur totalen Leidenschaft eine unglaubliche Farbenpracht als Schlussbouquet aufs Papier zaubern.
Um es künstlerisch in der Musiksprache auszudrücken, -mit einem guten Pinsel kann man durchaus einen grandiosen Boléro tanzen….
Beim auflösenden Impressionismus, zu der auch das spontan entstehende Aquarell gehört, ist es daher erst recht ein Muss, dass man sich mit allem zur Verfügung stehenden Werkzeug gründlich vertraut macht. Ich spreche nicht davon, dass ein Maler 50 Pinsel besitzen muss, gut, wenn es ihm Freude bereitet so soll er dies tun. Es genügen aber durchaus deren 5 – 10 Stück, manchmal sogar noch weniger. Aber er sollte wissen, wozu man diese Pinsel gebrauchen kann, was für Vorteile sie haben, wie man sie führt und welche malerischen Ueberraschungen einem die verschiedensten Pinsel bescheren können wenn man in der Lage ist, sie richtig zu nutzen.
Pinsel mögen mutige Maler
Mutig ans Werk zu gehen ist meiner Ansicht nach die grösste Herausforderung beim malen, aber auch das höchste Gut und es zahlt sich aus, sich dem Thema ganz besonders zu widmen. Wenn man begreift, wie viel davon abhängt, dass man alle Möglichkeiten, die ein Pinsel in sich trägt nutzen zu können, so ist das danach „mit Farben“ umzugehen nur noch Beilage, wie man so schön sagt. Es wird dann einfach passieren. Dazu benötigt es dann nur noch Zeit und Erfahrung und üben, üben üben…..
Ausserdem ist es enorm wichtig, sich nicht dem Wunsch nach Perfektion hinzugeben. Schon Salvator Dali sagte es richtig:
„Nur keine Angst vor der Perfektion.
Du wirst sie niemals erreichen.“
(Salvator Dali)
Perfektion gibt es also nicht, man kann getrost aufhören ihr hinterher zu jagen. Am besten schon, bevor man den Pinsel in die Hand nimmt.
Wer versucht, sein zukünftiges Werk nicht allzufest im Griff zu haben, sondern einfach passieren lässt was vielleicht passieren muss, der hat die Chance, ein kreativ erfülltes Bild entstehen zu lassen. Die Zauberformel heisst, die Regie an das Bild abzugeben und hinnehmen, was sich vor unseren Augen auf dem Papier abspielt. Der Schlüssel zum gelungenen Aquarell heisst also einfach ausgedrückt, loszulassen und nicht zögerlich mit dem Werkzeug umzugehen. Pinsel freuen sich über mutige Maler! Möge die Uebung gelingen.
In diesem Sinne lade ich Sie herzlich zum Boléro der Pinselkunst ein. Kommen Sie vorbei und lassen Sie sich in die Welt der kreativen Farbmelodien entführen, - Sie werden es nicht bereuen!
(Titel & Thematik für Ausstellung 2015 / Text und Idee: Copyright Jolanda Meier/
Anmerkung: Auszug der Definition des Boléros stammt aus dem Wikipedia-Archiv)